Einleitung
Bäume haben eine erstaunliche Fähigkeit, Verletzungen zu überleben, obwohl sie beschädigtes Gewebe nicht regenerieren können. Stattdessen schützen sie sich durch Kallusbildung, das CODIT-Prinzip (Compartmentalization of Decay in Trees) und natürliche Abwehrstoffe vor Pilzen und Insekten. Doch wie genau funktioniert die Wundheilung bei Bäumen, und was kann man tun, um sie zu unterstützen?
1. Wie entstehen Wunden bei Bäumen?
Wunden an Bäumen entstehen durch:
- Mechanische Schäden (z. B. Sturmschäden, Schnittmaßnahmen, Fahrzeuge)
- Tierverbiss (z. B. Wildtiere, Insektenfraß)
- Pilz- und Bakterienbefall
- Menschliche Eingriffe (z. B. unsachgemäßer Baumschnitt)
Ohne eine effektive Wundreaktion können Krankheitserreger ins Holz eindringen und den Baum schwächen.
2. Kallusbildung: Wie Bäume Wunden überwallen
Was ist Kallusgewebe?
Kallus (Wundholz) ist neu gebildetes Gewebe, das sich am Wundrand bildet, um die verletzte Stelle zu schließen.
Ablauf der Kallusbildung:
- Zellteilung im Kambium → Bildung von Wundgewebe
- Wachstum des Kallus über die Wunde
- Schutz vor Infektionen durch Gerbstoffe und Phenole
- Vollständige Überwallung nach mehreren Jahren (bei kleinen Wunden)
Faktoren, die die Kallusbildung beeinflussen:
✔ Baumart (z. B. Linden heilen schneller als Eichen)
✔ Wundgröße (kleinere Wunden schließen leichter)
✔ Standortbedingungen (gute Wasserversorgung fördert die Heilung)
✔ Jahreszeit (optimale Wundreaktion im Frühjahr und Sommer)
3. Das CODIT-Prinzip: Schutz vor Fäulnis
Das CODIT-Prinzip beschreibt die natürliche Abschottung von Wunden durch vier Schutzbarrieren:
- Chemische Abwehr → Gerbstoffe verhindern Pilzbefall
- Luftdichte Zellschichten → Blockieren das Eindringen von Erregern
- Querbarrieren im Holz → Begrenzen die Ausbreitung
- Neues Schutzholz (Kallus) → Überwallung der Wunde
Dank dieser Mechanismen können Bäume jahrzehntelang trotz Verletzungen überleben.
4. Pilze und Insekten: Gefahr für verletzte Bäume
Verletzte Bäume sind anfälliger für Holzfäulepilze und Schadinsekten.
Häufige Pilze bei Baumwunden:
- Lackporling (Ganoderma) → Weißfäule, gefährlich für die Standfestigkeit
- Hallimasch (Armillaria) → Wurzel- und Stammbefall
- Feuerschwamm (Phellinus) → Langsame Holzzerstörung
Typische Insektenbefälle:
- Bockkäferlarven → Bohrlöcher im Holz
- Splintholzkäfer → Zersetzung abgestorbener Bereiche
- Holzwespen → Nutzen geschwächte Bäume für ihre Entwicklung
Anzeichen für Befall:
✔ Kleine Fraßlöcher
✔ Dunkle Verfärbungen im Holz
✔ Pilzfruchtkörper am Stamm
5. Baumpflege: So unterstützt man die Wundheilung
✅ Richtig schneiden:
- Schnitte am Astkragen ansetzen
- Möglichst im Frühjahr oder Sommer schneiden
- Große Schnittwunden vermeiden
❌ Keine Wundverschlussmittel!
Moderne Baumpflege empfiehlt, Wunden offen zu lassen, damit Feuchtigkeit entweichen kann.
✅ Schädlings- und Pilzkontrolle:
- Wunden regelmäßig auf Befall kontrollieren
- Bei starkem Pilzbefall Baumexperten hinzuziehen
✅ Standort verbessern:
- Ausreichende Wasserversorgung
- Nährstoffreicher Boden fördert Kallusbildung
Fazit
Die Wundheilung bei Bäumen erfolgt durch Kallusbildung und das CODIT-Prinzip, das Pilze und Schädlinge abwehrt. Durch richtige Pflege und Beobachtung kann man die Heilung unterstützen und den Baum langfristig gesund halten.