1. Allgemeine Informationen
Der Apfelwickler (Cydia pomonella) ist einer der wichtigsten Schädlinge im Obstbau und kann erhebliche Schäden an Apfelernten verursachen. Die Larven dieses Falters bohren sich in die Früchte und hinterlassen Fraßgänge, die zu Fäulnis und Ernteausfällen führen.
Ohne gezielte Bekämpfung kann der Schädling bis zu 80 % der Ernte zerstören. Besonders problematisch ist, dass der Apfelwickler über mehrere Generationen im Jahr auftreten kann.
📌 Schnellinfo:
✔ Befällt hauptsächlich Apfelbäume, aber auch Birnen und Walnüsse
✔ Raupen fressen sich ins Fruchtfleisch und verursachen wurmige Äpfel
✔ Mehrere Generationen pro Jahr, schwer zu bekämpfen
✔ Integrierter Pflanzenschutz mit Pheromonfallen und Nützlingen empfohlen
2. Wirtspflanzen
Der Apfelwickler befällt vor allem Kernobstgewächse:
- Apfelbäume (Malus domestica) – Hauptwirt
- Birnbäume (Pyrus communis) – gelegentlich befallen
- Walnussbäume (Juglans regia) – sekundärer Wirt
- Quitten und Pflaumen – in seltenen Fällen
Besonders gefährdet sind unbehandelte oder extensiv bewirtschaftete Obstgärten.
3. Lebenszyklus und Ausbreitung
✅ Flugzeit: Mai bis September
✅ Eiablage: Weibchen legen bis zu 100 Eier pro Saison auf Blättern oder Früchten
✅ Larvenstadium: Raupen bohren sich in die Frucht, ernähren sich vom Fruchtfleisch und hinterlassen Kotspuren
✅ Verpuppung: In Rindenspalten oder am Boden in Kokons
✅ Generationen pro Jahr: 1–3, je nach Klima
Die Ausbreitung erfolgt durch Wind, infiziertes Obst und unkontrollierten Transport von Früchten.
4. Symptome eines Befalls
Frühsymptome (erste Infektionsphase)
- Winzige Einstichstellen an jungen Früchten, oft mit rötlicher Verfärbung
- Sichtbare Bohrlöcher auf der Fruchtschale, oft mit Kotkrümeln
- Früchte wachsen unregelmäßig oder fallen frühzeitig ab
Fortgeschrittene Symptome (Krankheitsverlauf)
- Fraßgänge im Fruchtfleisch, die sich braun verfärben
- Maden in befallenen Äpfeln, oft nahe des Kerngehäuses
- Fäulnis und Schimmelbildung, die sich im Obst ausbreiten
Spätstadium (schwere Infektion)
- Große Ernteverluste, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden
- Wiederholte Infektionen über mehrere Jahre hinweg, da Larven im Boden überwintern
- Sekundärinfektionen durch Pilze oder Bakterien, die die befallenen Früchte schneller verderben lassen
Ein Apfelwickler-Befall ist leicht an den typischen Fraßspuren und Maden im Apfel zu erkennen.
5. Diagnose und Verwechslungsmöglichkeiten
🔎 Visuelle Inspektion: Kleine Einstichstellen und rötliche Flecken an jungen Früchten sind frühe Anzeichen.
🔎 Fruchtaufschnitt: Wurmige Äpfel mit Kotkrümeln sind ein sicheres Zeichen für Apfelwickler-Befall.
🔎 Pheromonfallen: Dienen zur Überwachung der Population und helfen bei der Bekämpfung.
Verwechslungsmöglichkeiten:
- Obstmade (Carpocapsa splendana) → Befällt häufiger Walnüsse als Äpfel
- Blattläuse oder Kirschfruchtfliege → Führen zu Verformungen, aber nicht zu Fraßgängen
- Pilzinfektionen wie Apfelschorf → Verursachen braune Flecken, aber keine Bohrlöcher
6. Bekämpfung und Vorbeugung
Mechanische Bekämpfung (Obstpflege & Fallenmanagement)
✂ Befallene Früchte regelmäßig entfernen, um die Larven zu reduzieren
✂ Baumrinde im Winter kontrollieren, um überwinternde Puppen zu entdecken
✂ Wellpappe-Fanggürtel um den Stamm wickeln, um Raupen zu sammeln und zu entfernen
✂ Pheromonfallen einsetzen, um männliche Falter zu fangen und die Population zu verringern
Chemische Bekämpfung
⚠ Insektizide nur gezielt einsetzen, da sie auch Nützlinge schädigen können
⚠ Biologische Spritzmittel mit Bacillus thuringiensis (Bt) sind eine umweltfreundlichere Alternative
Biologische Bekämpfung
🌿 Förderung natürlicher Feinde wie Vögel, Florfliegen und Raubmilben
🌿 Einsatz von Schlupfwespen (Trichogramma spp.), die Apfelwickler-Eier parasitieren
🌿 Spritzungen mit Neemöl, das die Larvenentwicklung hemmt
Kulturelle Maßnahmen zur Vorbeugung
✅ Regelmäßige Kontrolle der Bäume, um frühzeitig einzugreifen
✅ Mischkultur mit Lavendel oder Ringelblumen, die abschreckend auf die Falter wirken
✅ Gute Bodenpflege, um die Überwinterung der Puppen zu stören
7. Gesetzliche Vorschriften und Meldepflicht
Der Apfelwickler ist nicht meldepflichtig, stellt jedoch in vielen Obstbaugebieten ein großes Problem dar.
- Integrierter Pflanzenschutz wird empfohlen, um Ernteverluste zu minimieren
- In manchen Regionen gibt es Förderprogramme für biologische Bekämpfungsmethoden
8. Fazit
Der Apfelwickler (Cydia pomonella) ist einer der gefährlichsten Schädlinge im Obstbau. Eine Kombination aus mechanischer Bekämpfung, biologischer Schädlingskontrolle und gezieltem Pflanzenschutz ist der beste Weg, um Ernteverluste zu vermeiden.