Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella) – Gefahr für Kastanienbäume

1. Allgemeine Informationen

Die Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella) ist ein invasiver Schädling, der seit den 1980er-Jahren in Europa Kastanienbäume befällt. Die Larven der Motte minieren in den Blättern und verursachen braune Flecken, vorzeitigen Blattfall und eine Schwächung der Bäume.

Besonders stark betroffen ist die Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), die durch den jährlichen Befall zunehmend an Vitalität verliert. Der Schädling hat sich rasant in ganz Europa ausgebreitet, da es kaum natürliche Feinde gibt.

📌 Schnellinfo:
✔ Befällt hauptsächlich Rosskastanien
Miniergänge in den Blättern führen zu braunen Flecken
Verursacht vorzeitigen Blattfall, oft schon im Sommer
Mehrere Generationen pro Jahr, daher schwer zu bekämpfen


2. Wirtspflanzen

Die Kastanienminiermotte befällt vor allem:

  • Gewöhnliche Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) – Hauptwirt
  • Rote Rosskastanie (Aesculus × carnea) – weniger anfällig
  • Andere Kastanienarten (Aesculus spp.) – gelegentlich befallen
  • Vereinzelt Ahornbäume (Acer spp.) – seltener

Die Edelkastanie (Castanea sativa) ist nicht betroffen, da sie zu einer anderen botanischen Familie gehört.


3. Lebenszyklus und Ausbreitung

Flugzeit: März bis Oktober
Eiablage: Weibchen legen bis zu 50 Eier pro Blatt
Larvenstadium: Larven fressen sich in das Blattgewebe, ohne es zu durchbrechen
Verpuppung: Im Herbst überwintern Puppen im abgefallenen Laub
Generationen pro Jahr: 3–4 Generationen, in warmen Sommern sogar mehr

Da die Larven im Inneren der Blätter geschützt sind, ist eine Bekämpfung mit Insektiziden nur schwer möglich.


4. Symptome eines Befalls

Frühsymptome (erste Infektionsphase)

  • Kleine, helle Flecken auf den Blättern, die sich ausbreiten
  • Miniergänge im Blattgewebe, sichtbar als braune oder gelbliche Muster
  • Leichte Kräuselung der Blätter

Fortgeschrittene Symptome (Krankheitsverlauf)

  • Blätter werden großflächig braun und vertrocknen
  • Früher Blattfall ab Juli/August, statt im Herbst
  • Bäume treiben im nächsten Frühjahr schwächer aus

Spätstadium (schwere Infektion)

  • Jährlicher wiederholter Befall schwächt den Baum
  • Höhere Anfälligkeit für Krankheiten wie Bakterienbrand oder Pilzbefall
  • Junge Bäume können absterben, ältere Bäume werden geschwächt

Die Kastanienminiermotte tötet Bäume nicht direkt, führt aber langfristig zu massiven Schäden.


5. Diagnose und Verwechslungsmöglichkeiten

🔎 Visuelle Inspektion: Typische Miniergänge in den Blättern sind ein eindeutiges Merkmal.
🔎 Laubkontrolle im Herbst: Befallene Blätter enthalten Puppen der Miniermotte.
🔎 Fallen mit Pheromonen: Helfen, die Population der Falter zu überwachen.

Verwechslungsmöglichkeiten:

  • Pilzkrankheiten wie Kastanienrindenkrebs → Befallen den Stamm, nicht die Blätter
  • Bakterielle Blattfleckenkrankheiten → Führen zu größeren, unregelmäßigen Flecken
  • Trockenschäden oder Nährstoffmangel → Gleichmäßige Blattverfärbung ohne Fraßspuren

6. Bekämpfung und Vorbeugung

Mechanische Bekämpfung (Laubmanagement & Fallen)

Befallenes Laub im Herbst entfernen – Puppen überwintern im abgefallenen Laub
Kompostierung vermeiden, da die Puppen sonst überleben
Pheromonfallen einsetzen, um die Flugaktivität der Falter zu überwachen

Chemische Bekämpfung

Insektizide sind kaum wirksam, da die Larven geschützt im Blattgewebe sitzen
Gezielte Stamm-Injektionen mit Insektiziden können bei starkem Befall helfen

Biologische Bekämpfung

🌿 Förderung natürlicher Feinde wie Schlupfwespen und Raubmilben
🌿 Einsatz von Bacillus thuringiensis, einem biologischen Insektizid, das die Larven abtötet

Kulturelle Maßnahmen zur Vorbeugung

Gesunde Bäume sind widerstandsfähiger, daher auf gute Pflege achten
Gießen in Trockenperioden, um den Stress der Bäume zu minimieren
Resistente Kastaniensorten pflanzen, wenn verfügbar


7. Gesetzliche Vorschriften und Meldepflicht

Die Kastanienminiermotte ist nicht meldepflichtig, stellt aber ein großes Problem für Stadtbäume und Alleen dar.

  • Viele Städte setzen auf Pheromonfallen und Laubentsorgung zur Kontrolle.
  • In einigen Regionen gibt es Förderprogramme für widerstandsfähige Kastaniensorten.

8. Fazit

Die Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella) ist ein schwer zu bekämpfender Schädling, der Kastanienbäume stark schwächen kann. Da es keine wirksame chemische Bekämpfung gibt, sind Laubmanagement, natürliche Feinde und Pheromonfallen die besten Strategien zur Eindämmung.

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