1. Allgemeine Informationen
Die Scharka-Krankheit, verursacht durch das Plum Pox Virus (PPV), ist eine der schwerwiegendsten Viruserkrankungen bei Steinobstbäumen. Sie führt zu Fruchtdeformationen, Blattmosaiken und erheblichen Ernteverlusten. Besonders betroffen sind Pflaumen, Aprikosen, Pfirsiche und Kirschen.
PPV wurde erstmals 1917 in Bulgarien beschrieben und hat sich mittlerweile weltweit verbreitet. Die Krankheit kann nicht geheilt werden – infizierte Bäume bleiben dauerhaft Träger des Virus und müssen oft gefällt werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
2. Wirtspflanzen
Die Scharka-Krankheit befällt vor allem Steinobstbäume, darunter:
- Pflaumen (Prunus domestica)
- Aprikosen (Prunus armeniaca)
- Pfirsiche (Prunus persica)
- Kirschen (Prunus avium, Prunus cerasus)
- Mandelbäume (Prunus dulcis)
Auch einige Wildgehölze aus der Gattung Prunus können befallen werden und als Virusreservoir dienen.
3. Ursachen und Übertragung
Das Plum Pox Virus (PPV) wird hauptsächlich auf zwei Wegen verbreitet:
✅ Blattläuse – Die Hauptüberträger des Virus. Innerhalb von Sekunden kann eine infizierte Blattlaus das Virus auf einen gesunden Baum übertragen.
✅ Infiziertes Pflanzenmaterial – Das Virus kann durch veredelte Unterlagen, Stecklinge oder infizierte Jungbäume verbreitet werden.
✅ Mechanische Übertragung – Unzureichend desinfizierte Werkzeuge können das Virus weitergeben.
✅ Pollen & Samen – Die Ausbreitung über Pollen ist selten, aber nicht ausgeschlossen.
PPV ist hochgradig infektiös und kann sich in Obstplantagen schnell ausbreiten, vor allem während der Vegetationsperiode.
4. Symptome
Frühsymptome (erste Infektionsphase)
- Gelbliche bis grüne Mosaikmuster auf den Blättern, oft entlang der Blattadern.
- Leichte Kräuselung der Blätter, besonders im Frühjahr.
- Wachstumsverzögerungen bei jungen Trieben.
Fortgeschrittene Symptome (Krankheitsverlauf)
- Deformationen und Verkrüppelungen der Früchte – Unregelmäßige Form und Vertiefungen in der Schale.
- Verwaschene Flecken auf den Früchten – Gelblich bis rötliche Ringe und Streifen, besonders bei Pflaumen und Aprikosen.
- Geschmacksverlust – Betroffene Früchte sind oft weniger süß und haben eine gummiartige Konsistenz.
- Früher Fruchtfall – Infizierte Früchte reifen unregelmäßig und fallen vorzeitig vom Baum.
Spätstadium (schwere Infektion)
- Ernteausfälle – Ein stark infizierter Baum kann kaum noch verwertbare Früchte produzieren.
- Allmähliche Schwächung des Baumes – Vitalitätsverlust über mehrere Jahre hinweg.
- Höhere Anfälligkeit für Sekundärinfektionen – Z. B. Pilzkrankheiten oder Bakterienbefall.
5. Diagnose und Verwechslungsmöglichkeiten
🔎 Visuelle Inspektion: Typische Blattmosaike und Fruchtdeformationen sind deutliche Hinweise.
🔎 Labortests (PCR, ELISA): Zur sicheren Identifikation des Plum Pox Virus.
Verwechslungsmöglichkeiten:
- Nährstoffmangel (z. B. Eisenmangel) → Blätter mit gelben Flecken, aber keine Deformationen der Früchte.
- Andere Viruskrankheiten (z. B. Tomatenbronzefleckenvirus) → Ähnliche Blattmuster, aber andere Wirtspflanzen.
- Pilzinfektionen (z. B. Schrotschusskrankheit) → Verwechslung mit Blattfleckenkrankheiten möglich.
6. Bekämpfung und Vorbeugung
Chemische Bekämpfung
⚠ Es gibt keine wirksamen Pflanzenschutzmittel gegen das Plum Pox Virus.
Mechanische Bekämpfung (Entfernung infizierter Bäume)
✂ Infizierte Bäume frühzeitig entfernen, um eine Ausbreitung zu verhindern.
✂ Desinfektion von Werkzeugen nach jedem Schnitt, um Virusübertragungen zu vermeiden.
✂ Bekämpfung von Blattläusen, da sie Hauptüberträger sind.
Biologische Bekämpfung
🌿 Förderung von Nützlingen wie Marienkäfern und Florfliegen zur Reduktion der Blattlauspopulation.
🌿 Pflanzung virusresistenter Sorten (z. B. 'Jojo' bei Pflaumen).
Kulturelle Maßnahmen zur Vorbeugung
✅ Einsatz zertifizierter Jungpflanzen, um eine Einschleppung zu verhindern.
✅ Regelmäßige Kontrolle von Obstplantagen, um erste Symptome zu erkennen.
✅ Mischkulturen mit nicht anfälligen Bäumen, um das Infektionsrisiko zu reduzieren.
7. Gesetzliche Vorschriften und Meldepflicht
In vielen Ländern ist die Scharka-Krankheit meldepflichtig, da sie massive wirtschaftliche Schäden im Obstbau verursachen kann.
- Infizierte Bäume müssen oft entfernt werden, um eine weitere Verbreitung zu verhindern.
- In stark betroffenen Regionen gibt es staatliche Bekämpfungsprogramme zur Eindämmung.
8. Fazit
Die Scharka-Krankheit (Plum Pox Virus, PPV) ist eine hochansteckende Viruskrankheit, die Steinobstbäume nachhaltig schädigt. Da es keine Heilung gibt, sind Vorbeugung, konsequente Bekämpfung von Blattläusen und die Pflanzung resistenter Sorten die besten Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit.