1. Allgemeine Informationen
Die Schleimflusskrankheit, auch bekannt als bakterielles Rindensterben, ist eine schwerwiegende Erkrankung bei Bäumen, die durch eine erhöhte Schleimproduktion gekennzeichnet ist. Der aus der Rinde austretende Schleim ist eine Mischung aus Bakterien, Pflanzensaft und Stoffwechselprodukten, die sich zu einem zähflüssigen, oft dunklen Belag entwickeln.
Die Krankheit wird in der Regel durch bakterielle Infektionen verursacht, kann aber auch durch äußere Stressfaktoren wie Verletzungen, Frost, Pilzbefall oder schlechte Standortbedingungen begünstigt werden. Besonders gefährdet sind Laubbäume wie Ahorn, Ulme, Kastanie und Linde.
2. Wirtspflanzen
Die Schleimflusskrankheit tritt vor allem bei Laubbäumen auf, darunter:
- Ahorn (Acer spp.)
- Ulme (Ulmus spp.)
- Rosskastanie (Aesculus hippocastanum)
- Linde (Tilia spp.)
- Eiche (Quercus spp.)
- Pappel (Populus spp.)
In einigen Fällen sind auch Obstbäume wie Apfel und Birne betroffen.
3. Ursachen und Übertragung
Die Krankheit kann durch verschiedene Bakterienarten, darunter Erwinia und Pseudomonas, ausgelöst werden. Die Hauptursachen für den Schleimaustritt sind:
✅ Bakterielle Infektionen – Eindringen von Bakterien durch Rindenverletzungen oder Frostrisse.
✅ Pilzbefall als Sekundärinfektion – Pilze wie Nectria oder Cytospora schwächen die Rinde und öffnen Infektionswege.
✅ Mechanische Verletzungen – Beschädigungen durch Bauarbeiten, Unfälle oder unsachgemäßen Schnitt.
✅ Feuchte Witterung und Nährstoffmangel – Begünstigt das Wachstum pathogener Mikroorganismen.
✅ Starke Temperaturschwankungen – Frostschäden machen die Rinde anfälliger.
Bakterien können durch Insekten, Vögel, Regen und Wind verbreitet werden und von befallenen Pflanzen auf gesunde übertragen werden.
4. Symptome
Frühsymptome (erste Infektionsphase)
- Auftreten eines klebrigen, dunklen oder bernsteinfarbenen Schleims an der Rinde.
- Die betroffenen Stellen wirken feucht, schmierig oder glänzend.
- Unangenehmer, oft fauliger Geruch.
Fortgeschrittene Symptome (Krankheitsverlauf)
- Schleim trocknet ein und bildet schwarze, harte Krusten auf der Rinde.
- Rindennekrosen – Absterbende, eingesunkene Bereiche an der Rinde.
- Verformungen oder Wucherungen an der Infektionsstelle.
- Blätter vergilben, welken oder zeigen Wachstumsstörungen.
- Bei Obstbäumen: Befallene Früchte faulen schneller oder fallen frühzeitig ab.
Spätstadium (schwere Infektion)
- Tiefgehende Rindenrisse mit Holzzersetzung im Stamm.
- Sekundärinfektionen durch Pilze oder Schädlinge wie Borkenkäfer.
- Starker Schleimaustritt kann zu einer Schwächung oder zum Absterben des Baumes führen.
5. Diagnose und Verwechslungsmöglichkeiten
🔎 Visuelle Inspektion: Klebrige, schleimige oder harzige Ablagerungen an der Rinde.
🔎 Labortests: Nachweis von Bakterien durch Mikroskopie oder Kulturtests.
Verwechslungsmöglichkeiten:
- Gummifluss bei Steinobstbäumen (Pseudomonas syringae verursacht ähnlich klebrige Exsudate).
- Harzaustritt bei Nadelbäumen (kein bakterieller Schleim, sondern natürlicher Schutzmechanismus).
- Pilzkrankheiten wie Rindenkrebs (oft mit Pilzfruchtkörpern sichtbar).
- Wundreaktionen durch mechanische Schäden (Schleimaustritt kann temporär sein).
6. Bekämpfung und Vorbeugung
Chemische Bekämpfung
🔹 Kupferhaltige Spritzmittel können helfen, bakterielle Infektionen einzudämmen.
🔹 Bakterizide sind für den Privatgebrauch meist nicht zugelassen.
Mechanische Bekämpfung (Schnittmaßnahmen & Hygiene)
✂ Infizierte Rindenpartien vorsichtig entfernen und Schnittflächen mit Wundbalsam schützen.
✂ Desinfektion der Schnittwerkzeuge, um eine Übertragung zu verhindern.
✂ Befallene Holzreste sofort entsorgen (nicht auf den Kompost geben!).
Biologische Bekämpfung
🌿 Förderung von Antagonisten-Bakterien (z. B. Bacillus subtilis), um pathogene Keime zu verdrängen.
🌿 Verbesserung der Standortbedingungen, um die natürliche Widerstandskraft des Baumes zu erhöhen.
Kulturelle Maßnahmen zur Vorbeugung
✅ Wunden vermeiden, um Infektionswege für Bakterien zu reduzieren.
✅ Regelmäßige Baumpflege, um Stress und Nährstoffmangel vorzubeugen.
✅ Keine übermäßige Stickstoffdüngung, da weiches Gewebe anfälliger für Infektionen ist.
✅ Förderung eines gesunden Bodenmikrobioms, um die Abwehrkräfte des Baumes zu stärken.
7. Gesetzliche Vorschriften und Meldepflicht
Die Schleimflusskrankheit ist nicht meldepflichtig, kann aber in Forstwirtschaft und Obstbau erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen. In öffentlichen Grünanlagen wird häufig eine präventive Baumkontrolle durchgeführt, um stark befallene Bäume frühzeitig zu erkennen.
8. Fazit
Die Schleimflusskrankheit ist eine ernsthafte Bedrohung für Bäume, die durch bakterielle Infektionen oder äußere Stressfaktoren verursacht wird. Eine gute Baumpflege, hygienische Schnittmaßnahmen und eine frühzeitige Diagnose sind entscheidend, um den Ausbruch zu verhindern oder einzudämmen.